Adalbert Stifter 1863
Adalbert Stifter 1863,
Foto Ludwig Angerer
Adalbert Stifters Schicksal war dramatischer und widersprüchlicher als das seiner meisten Figuren. Äußerlich gelang vieles. Als armer Böhmerwaldbub hatte er das Gymnasium Kremsmünster besuchen dürfen, als Wiener Student gab er Nachhilfeunterricht in obersten Gesellschaftskreisen. Zunächst träumte er von einer Karriere als Maler und schrieb nur nebenbei. Doch schon die erste veröffentlichte Erzählung
(Der Condor, 1840) machte ihn als Autor bekannt. Die nächsten sieben Jahre publizierte er mit großem Erfolg.

Nach der 1848er Revolution ging er in den Staatsdienst nach Linz. Er visitierte und betreute Volksschulen, setzte sich für bessere Schulbauten und humane Lehrpläne ein, erarbeitete ein fortschrittliches Lesebuch, wirkte als Konservator der Baudenkmäler in Oberösterreich und Vize-Vorstand des Kunstvereins. Neben diesem

gewaltigen Pensum schrieb er tausende Seiten Literatur.

Die sechziger Jahre waren von Krankheiten und Krisen geprägt. Stifters späte Werke – die nach heutiger Einschätzung seinen Rang ausmachen – ernteten höhnische Verrisse, er verlor seine Leser. Reaktionäre Vorgesetzte schikanierten ihn. Er litt an Bauchschmerzen, präkomatösen Zuständen, Panikattacken und Weinkrämpfen. Und schrieb immer weiter seine ruhige, musikalische, wortmächtige Prosa.

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