Christoph Maltz als Adalbert Stifter
Der Schneesturm, Christoph Maltz als Adalbert Stifter.
Foto Andreas Albrecht
Adalbert Stifter (1805-1868) beschrieb den Schneesturm 1867 in seiner autobiographischen Erzählung Aus dem Bairischen Walde, und nicht umsonst ist die Schilderung des Sturms deren Herzstück. Doch die Erzählung enthält mehr: eine schöne Würdigung dieser anmutig strengen Gegend; eine rührende Fabel ehelicher Besorgnis; und ein psychologisches Geheimnis.

Denn der historische Sturm war ein kräftiges, doch kein epochales Schneetreiben. Stifter selbst hatte die Gattin nach Linz geschickt, um seine Ruhe zu haben. In Linz aber gab es Cholerafälle, und es zog ihn durchaus nicht so stark dorthin, wie er behauptet. Er zögerte die Abreise sogar hinaus und verwirrte die Daten, um das zu verbergen. In gewisser Hinsicht ist der Schneebericht eine hinreißend gestaltete Rechtfertigung seines Fernbleibens durch höhere Gewalt.
Stifter war damals 61 Jahre alt, krank und verstört. Der Film erweitert den Schneesturm-Bericht nach zwei Seiten, zum Realen und Idealen: auf der einen Seite durch die Erinnerungen, Ängste und Alpträume, die seine Beklemmung erklären mögen. Auf der anderen Seite durch eine Erzählung, die er in diesen Tagen entworfen haben kann: Der fromme Spruch, eine zarte Tragikomödie in bizarr förmlicher Sprache. Noch in dieser Zerrüttung schreibt der Dichter seine ebenmäßige, fragil majestätische Prosa. Und bis zuletzt bleibt er empfänglich für die Schönheit der Natur. Sie scheint in seinen Träumen auf und wird verzaubert erlebt, als einmal der Sturm ruht.